SPEX-Session: SANDRA GRETHER (DE) / BALBINA (DE) / ANNE HAFFMANS (DE) / THERESA LEHMANN (DE)

Foto: Katja Ruge

Seit nunmehr 35 Jahren bereichert SPEX, das Magazin für Popkultur, den deutschsprachigen Pop-Diskurs, den es einst selbst mit ins Leben gerufen hat. Anknüpfend an seine in diesem Jahr erschienene »Female-Issue« wird SPEX für diesen Talk einen selbstkritischen Blick auf die Gerechtigkeit im Pop-Betrieb werfen und ein Problem thematisieren, das älter ist, als das Magazin selbst: die noch immer ausstehende, angemessene Repräsentation von Frauen in Festivalprogrammen, Medien und Labelkatalogen. Aus ganz unterschiedlichen Perspektiven blicken dabei die drei Diskussionsteilnehmerinnen auf diese: Sandra Grether gründete mit Parole Trixi eine der ersten deutschsprachigen Riot Grrrl-Bands, ist heute Teil von Doctorella und vor allem als Autorin und Aktivistin tätig. Balbina wiederum gehörte als Bina einst zum Umfeld des legendären Berliner HipHop-Labels Royal Bunker und schaffte in diesem Jahr mit dem Album »Über das Grübeln« ihren Durchbruch hinein ins euphorische Feuilleton und die Charts. Anne Haffmans wiederum ist die deutsche Labelmanagerin für zwei der größten und wichtigsten Indie-Labels im Geschäft: Domino und Mute. Depeche Mode, Nick Cave oder Daft Punk konnten sich schon auf ihre Expertise und ihr Engagement verlassen. Theresa Lehmann schließlich war Teil der Aktivistinnengruppe Femen und reflektiert diese Zeit nun mit »Hinter den Brüsten«, einem »multimedialen, politischen Spaßverein mit den Schwerpunkten Feminismus und Antifaschismus.«

Moderation: Torsten Groß (Chefredakteur von SPEX)


BERNARD SUMNER (UK) / DAVE HASLAM (UK)

Bernard Sumner / 18.30 – 19.30

»I should have called it ›Private Parts‹.« Was kannst du von deinem Leben noch erzählen, wenn gleich zwei große Kinofilme (»24 Hour Party People« und »Closer«) es bereits Tausenden von Menschen vor die Augen gehalten haben? Wenn du Bernard Sumner aus dem britischen Salford bist: eine ganze Menge. Das Gründungsmitglied von Joy Division und New Order sowie Oberhaupt von Bad Lieutenant hat nach einigen Welthits nun auch noch ein Buch geschrieben. »Chapter and Verse« heißt Sumners Autobiografie. Sie beginnt bei seiner von Schicksalschlägen durchsiebten Kindheit und lässt weder das einschneidende Erlebnis des ersten Sex-Pistols-Konzerts in Manchester noch die zahlreichen Kämpfe innerhalb und außerhalb von Joy Division aus. Ein Transkript einer Hypnoses-Session, die Sumner mit Sänger Ian Curtis durchführte, findet sich ebenso darin, wie die Geschichte der ursprünglichen, aus Versehen gelöschten Version von »Blue Monday«. All das erzählt er stets mit einem feinen Humor und ohne Selbstversessenheit. Für »Pop-Kultur« wird Bernard Sumner erstmals aus »Chapter and Verse« in Deutschland lesen.

»Chapter and Verse«

Dave Haslam / 17.30 – 18.20

Dave Haslam weiß, welche Bedeutung ein einziger Club für eine gesamte Großstadt entwickeln kann. Als DJ im von Factory Records und New Order betriebenen Fac 51 The Haçienda war er nicht ganz unverantwortlich daran, dass aus einem alten Warehouse ein bis heute legendärer Salbungsort des Hedonismus und aus der grauen englischen Industriestadt Manchester plötzlich »Madchester« wurde. In seinem neuen und vierten Buch, »Life After Dark«, richtet der Autor und Journalist nun sogar den Blick auf ganz Britannien und erzählt amüsant wie leidenschaftlich die »History of British Nightclubs & Music Venues« seit den Zeiten des Jazz. Die besten Anekdoten aus dieser Anthologie wird er in der Garderobe des Berghain vortragen.

Website / Twitter / »Life After Dark«


KERO KERO BONITO (UK) / GABI (US) / CUMMI FLU (DE)

Kero Kero Bonito / 00.20 – 01.20
Deutschlandpremiere

Es tut sich mal wieder etwas Weltbewegendes in London. An der Themse impft man derzeit der westlichen Pop-Musik die Lehren des niedlichkeitsversessenen J-Pop ein und trennt erst gar nicht zwischen On- und Offline-Welt. Die beiden Briten Gus und Jamie hatten einst auf einem Schwarzen Brett für japanische London-Expats nach einem Rapper gesucht. Es meldeten sich einige alte Typen – und Sarah. Für Kero Kero Bonito rappt sie nun in einem Englisch-Japanisch-Gemisch über Flamingos, Selfie-Philosophie und die eigenen Skills am Gamecontroller. Die Musik dazu: spritziger Bubble-Tea-Pop mit ordentlich Kohlensäure. Sind wir schon in der Zukunft?

GABI / 23.20 – 00.00

Gabrielle Herbst besitzt eine klassische Ausbildung am Klavier, an der Klarinette, dem Gamelan sowie im Balinesischen Tanz. Teile ihrer Kindheit verbrachte die New Yorkerin in Indonesien, ihren Abschluss machte sie am renommierten Bard College Conservatory of Music. Pop-Musik fasziniert sie aber ebenso wie Kammermusik und so hat sie als GABI ein erstes Album aufgenommen, dass auf Daniel Lopatins Label Software. Der Musiker, besser bekannt als Oneohtrix Point Never, hat »Sympathy« auch koproduziert. Werners minimalistische, glasklar vorgetragene Texte wirken auf dem lichten Feedbackteppich wie die Regieanweisungen einer himmlischen Oper.

Cummi Flu / 22.20 – 23.00

Ein Lehrstück in Sachen musikalischer Urbarmachung ist »Z« geworden. Der Belgier Oliver Doerell, der hier als Cummi Flu in Erscheinung tritt, greift für seine mysteriösen Dubs und seltsamen entrückten Klänge nämlich bevorzugt auf das Naheliegendste zurück – in diesem Fall: Gummibänder. Seine Lieder sind Gegen-den-Strom-Fahrten. Das Gehölz umschlingt und überragt die sich verengenden Ufer, bis sich plötzlich eine taghelle Biegung auftut … Die hypnotische Wirkung dieser Musik aus der Rappel- und Bastelkiste unterstreicht eine Performance der Schattentänzerin Lady Ived.


DISCO ANTI NAPOLEON (FR) / SKY WALKING (DE)

Foto: Pierre Stroêska

Disco Anti Napoleon / 19.40 – 20.20
Deutschlandpremiere

DAN, oder lang: Disco Anti Napoleon, sind aus Nantes. Kennt man von der Tour de France, gibt immer schöne Bilder. Einen mittelmäßigen Fußballclub haben sie da auch – und diese tolle Psychedelic-Rockband, mit der man direkt abheben möchte. Weltenflucht heißt Umsturz heißt Disco. Parallel verdaut man auf dem Debütalbum »Ascent« noch schnell die eigene Jugend. Liedtitel wie »Girl«, »Gremlins«, »UFO« etc. sprechen für sich. Da wird selbst dem kleinen dicken Korsen die Hand unter der Uniform verrückt.

Sky Walking / 18.40 – 19.20

Die Supergroup, die keine sein will. Seit sechs Jahren gibt es Sky Walking, den neuen Rohdiamanten aus dem Hause Dial, bereits. Die ersten fünf verbrachte man allerdings weitestgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Irgendwann mussten Dial-Mitgründer Peter Kersten alias Lawrence, Christian Naujoks und Richard von der Schulenburg alias RVDS allerdings doch Farbe bekennen: Als nämlich das Sky-Walking-Debütalbum im letzten Herbst erschien. Entstanden ist es in eher losen Aufnahmesessions unter paradiesischen Bedingungen (»the rotten studio in the backyard of a record store in Hamburg, including a weird collection of instruments, some Russian microphones and the saddest sounding steel drum«). Das durch diese Ungezwungenheit bedingte charmante Ausfransen mutiert live wie auf Platte zu Abertausenden Nesselhäärchen, die sich im Ohr verhaken und die Hörerin in die dezente Flamboyanz von Sky Walking hineinverschlingen.


EBONY BONES (UK) / 18+ (US) / HO99O9 (US) / CHUCKAMUCK (DE) / STEPHEN MORRIS (NEW ORDER) (UK) (DJ-SET) / MATTHEW HERBERT (UK)(DJ-SET) / NN (DJ-SET) / SOOKEE (DE) / LEVELZ (UK) / JAMES PANTS (US) / C.A.R (UK) / DAVE HASLAM (UK) (DJ-SET) / WILL BANKHEAD (UK) (DJ-SET)

Ebony Bones (UK) / Steve Morris (UK) / Matthew Herbert (UK) / TBC
18+ (US) / Ho9909 (US) / Chuckamuck (DE) / Sookee (DE) / Levelz (UK) / James Pants (US) / C.A.R (UK) / Will Bankhead (UK) / Dave Haslam (UK) / TBC

Matthew Herbert (DJ-Set) / 02 – 04.00 / Berghain

Bei all den verschiedenen Aktivitäten, die Matthew Herbert auch während »Pop-Kultur« wieder nachgehen wird, könnte man fast vergessen, dass der Brite auch ein herausragender DJ ist. Wir haben das allerdings nicht. Dem pulsierenden Sound seines neuen Albums »The Shakes«, das Herbert mit Band erstmals live in Deutschland am Festival-Donnerstag in der Halle am Berghain vorstellt, möchte er sicherlich auch am Pult in Nichts nachstehen.

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Stephen Morris (DJ-Set) / 00 – 02.00 / Berghain
Deutschlandpremiere

Seine Nachbarn kennen ihn als liebenswürdigen Sammler von Panzern und gepanzerten Fahrzeugen, der restlichen Welt ist Stephen Morris vor allem als Schlagzeuger und später auch Keyboarder von Joy Division und New Order bekannt. Für Erstere nahm er oft jedes Instrument seines Drumsets einzeln auf. Von Postpunk bis Haçienda hat der Brite so einiges in seinem musikalischen Leben bereits mitgemacht. Mit Ehefrau und New Order-Co-Mitglied Gillian Gilbert veröffentlichte er zudem als The Other Two ebenfalls elektronische Musik. Nun steht Morris einmal alleine im Mittelpunkt: Bei Pop-Kultur legt er erstmals in Deutschland auf.

Website (New Order)

Ebony Bones / 23 – 00.00 / Berghain
Deutschlandpremiere

Aus London kommt Ebony Bones ins Berghain. Die Musikerin und Theaterschauspielerin erlebte als Kind die ersten Brixton Riots mit. Die Unruhen prägten sie nachhaltig. In einem Land, dessen Charts mehr und mehr von Musikern dominiert werden, die sich für Politik keinen Deut mehr interessieren, bleibt die Stimme von Ebony Bones eine entschiedene, aber auch sensible. Die vielfältigen Kultureinflüsse ihres Viertels und seine bis heute bewegte Geschichte spiegeln sich in einem brodelnden Soundgemisch wieder, das sie uns auf bislang zwei Alben servierte. Deren Nachfolger steht kurz vor der Vollendung. Erste Liveeindrücke wird es bei »Pop-Kultur« geben.

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18+ / 22.00 – 22.40 / Berghain

Wer etwas über die Liebe lernen will, der kann im Bücherschrank zu Eva Illouz, Roland Barthes oder Anna Achmatowa greifen. Oder aber er macht im Streamingdienst des Vertrauens das Debütalbum von 18+ an. »Trust« heißt das und weckt so ziemlich alles an Gefühlen, nur nicht unbedingt Vertrauen. Zu überzeichnet sind die ganzen Eros-Posen, die Justin und Samia hier ohne Nachnamen, dafür aber gerne auch mal über Krähen-Samples hinaus in die Nacht säuseln. Down-down-dooown-tempo-R’n’B ist das und man will gar nicht so recht glauben, dass das am Ende tatsächlich in knisternder Spannung aufgeht. Aber so ist das eben mit der Erotik: Nur die Ahnung, nicht das Wissen, erregt.

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Ho99o9 / 21 – 21.40 / Berghain
Deutschlandpremiere

In ihrer Jugend sammelten Eaddy und the O.G.M. Schulverweise, heute sind es Blogeinträge. Ho99o9 (sprich: Horror) waren das Thema auf dem diesjährigen SXSW. Der Name kommt nicht von ungefähr: Ihre Verzahnung von Rap, Electronica und Post-Hardcore darf man gut und gerne psychotisch nennen. Das Duo verausgabt sich zudem bei jeder Liveshow bis an die Grenzen körperlicher Verfügbarkeit und macht dabei auch vor dem Publikum nicht halt. Für ihr allererstes Deutschlandkonzert gilt es also, sich warm anzuziehen.

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Chuckamuck / 20 – 20.40
Deutschlandpremiere

Nachdem sie über Schokoriegel, Mädchen und Geister gesungen haben (nicht selten auch in Kombination), maßen es sich die Berliner von Chuckamuck auch weiterhin an, ihr breitestes Schelmengrinsen vor sich herzutragen. Zwei irrwitzige Rock’n’Roll-Alben und eine EP sind bereits beim hiesigen Staatsakt-Label erschienen, alle stets mit einem nonchalanten Desinteresse gegenüber allen Traditionen und ewig gleichen Retrodiskussionen versehen. Chuckamuck sind von mitreißender Unbedarftheit und Lebenslust. Bei »Pop-Kultur« wird es erstmals neues Material zu hören geben.

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Dave Haslam (DJ-Set) / 02 – open end / Panorama Bar

Dave Haslam weiß, welche Bedeutung ein einziger Club für eine gesamte Großstadt entwickeln kann. Als DJ im von Factory Records und New Order betriebenen Fac 51 The Haçienda war er nicht ganz unverantwortlich daran, dass aus einem alten Warehouse ein bis heute legendärer Salbungsort des Hedonismus und aus der grauen englischen Industriestadt Manchester plötzlich »Madchester« wurde. Seit diesen Tagen weiß Haslam auch wie kein Zweiter, wie man einen ausschweifenden Abend richtig zum besten Ende führt.

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Will Bankhead (DJ-Set) / 00.20 – 02.00 / Panorama Bar

Will Bankhead gibt seit Jahren elektronischer Musik ein Gesicht, oder besser: eine Oberfläche. Als Gestalter hat er vor allem mit Plattencovern für Honest Jon’s und Mo Wax von sich reden gemacht. Als Kopf hinter dem Blog und Label The Trilogy Tapes ist er selbst mitverantwortlich für die erneute Renaissance des Mediums Kassette – und für allerhand hochklassige Veröffentlichungen. Der Vielfalt der so versammelten, abgründigen Grooves tragen auch seine DJ-Sets Rechnung.

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Foto: Tainted Lenses

Sookee / 23.40 – 00.20 / Panorama Bar

Widerstand flowt, wenn Sookee am Mic ist. Die selbst ernannte »Quing of Berlin« ist als queerfeministische Aktivistin und Rapperin gleichermaßen bekannt. Spätestens seit ihrem vierten Album »Lila Samt« kommen die landesweiten Musikmedien und das Feuilleton nicht mehr an ihr vorbei. Das ärgert vor allem jene Macho-Rapper, die zuletzt wieder die Wahrnehmung von HipHop dominierten und denen das Mitglied des TickTickBoom-Kollektivs nun Zeile um Zeile das Wasser abgräbt. Ihre Penisfantasie »If I Had A« voller Um-die-Ecke-Bilder ist eines der lustigsten Deutschrap-Stücke der letzten Jahre. Inhalt und Stil bieten bei Sookee eine selten zu erlebende Einheit.

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Levelz / 22.40 – 23.20 / Panorama Bar
Deutschlandpremiere

In nur etwas mehr als einem Jahr haben sich Levelz in die heißeste Crew Großbritanniens verwandelt. Das vierzehnköpfige MC,-Produzenten-und-DJ-Kollektiv aus Manchester besteht aus einigen erfahrenen Lokalgrößen und zahlreichen hungrigen Nachwuchskünstlern. Optisch und in seinen Titelnamen setzt man auf Minimalismus, ansonsten geben sie uns aber eine volle Breitseite Grime. Das Genre erlebt derzeit einen neuen kreativen Aufschwung, an dem der Norden des Landes tüchtig mitwirkt. Und Levelz sind ganz vorne mit dabei. Bei RinseFM nahmen sie das Studio auseinander, FACT sieht sie als »Wu-Tang meets Happy Mondays«. Für »Pop-Kultur« treten sie erstmals außerhalb Londons auf.

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Foto: Schiko

James Pants / 21.40 – 22.20 / Panorama Bar

Für seine Musikerkarriere türmte der junge James Pants einst (mitsamt seines einverstandenen Dates, das sollte man nicht unterschlagen!) den eigenen Prom-Ball, um Peanut Butter Wolf zu treffen. Auf dessen Label hat der heute nun erwachsene Künstler mittlerweile vier Alben veröffentlicht, das jüngste heißt »Savage«. Mr Pants lebt aktuell im deutschen Köln, hat bereits mit Egyptian Lover kollaboriert und mag New Age, Disco und ein bisschen HipHop und Garage Rock. Aus diesen Versatzstücken blubbert er sich seine eigene Regenbogenmusik zusammen. Ein erhabenes Erlebnis.

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C.A.R / 20.40 – 21.20 / Panorama Bar
Berlin-Premiere

Chloé Raunet mag manch einer vielleicht noch als Teil der Band Battant bekannt sein. Mittlerweile geht sie als C.A.R eigene Wege. »My Friend« heißt ihr Debütalbum. Das darf gerne als Einladung verstanden werden. Wer sich dazu gesellt, sollte allerdings ein flexibles Nervenkostüm mitbringen, denn die Lieder drehen sich in Spiralen aus Raunets Londoner Wohnzimmer hinaus in die von ihr aus dem Fenster beobachteten Straßen und das eigene Umfeld. Eine überwundende Depression wird thematisiert, andere Rückschläge lassen wiederum nur Zynismus zurück. Ihre Musik klingt derweil bisweilen so, als hätte man sich benommen zwischen zwei laufende Radios gelegt. Andrew Weatherall zählt zu ihren Fans, mit Ruede Hagelstein hat sie erst kürzlich zusammengearbeitet.

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DIETER GORNY (DE) / ANNE HAFFMANS (DE) / DANIEL METEO (DE) / ZU GAST: HEIKO MAAS (DE)


Wie muss ein zeitgemäßes Urheberrecht anno 2015 aussehen? Drei sehr unterschiedliche Experten werden das bei »Pop-Kultur« diskutieren. Dieter Gorny gründete einst die Musikmesse »Popkomm« und war jahrelang Geschäftsführer des Musik-TV-Senders VIVA. Im März diesen Jahres wurde der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Musikindustrie e.V. zum Beauftragten für Kreative und Digitale Ökonomie beim Bundeswirtschaftsministerium ernannt. Anne Haffmans ist seit nunmehr fünf Jahren die deutsche Labelmanagerin für zwei der größten und wichtigsten Indie-Labels im Geschäft: Domino und Mute. Für Letzteres arbeitet Sie in wechselnden Konstellationen bereits seit den Neunzigern. Depeche Mode, Nick Cave oder Daft Punk konnten sich schon auf ihre Expertise und ihr Engagement verlassen. Statt des leider erkrankten Alec Empire wird der Produzent, DJ und Labelmacher Daniel Meteo die Perspektive der alternativen Berliner Musikszene wiedergeben. Meteo veröffentlicht unter eigenem Namen oder als Teil von Alb und Bus zahlreiche Platten. Außerdem betreibt er die Labels Shitkatapult und Meteosound (mit). Der Politiker und Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz, Heiko Maas, wird während des Talks ebenfalls anwesend sein.

Daniel Meteo: Shitkatapult

Dieter Gorny: Bundesverband Musikindustrie

Anne Haffmans: Website / Domino Deutschland

Heiko Maas: Website / Twitter


SOPHIE HUNGER + GÄSTE (CH) / CRISTOBAL AND THE SEA (PT)

Foto: Marikel Lahana

Sophie Hunger & Gäste / 20.40 – 22.00

»I was cut out of your stone / I’m empty but I’m never alone.« Sophie Hunger nimmt auf ihrem neuen Album nicht weniger als die Perspektive des Mondes, ihres »Supermoon«, ein. Allerdings, das passt wie die Faust bzw. Méliès’ Rakete aufs Auge, ist die Stimme der Schweizerin doch wie nicht von dieser Welt. Dank ihr denkt man bei Schweizer Pop-Musik nun selbst in den USA, wo sie zuletzt erfolgreich tourte, nicht mehr nur an Yello. In das gleiche Land, genauer: Kalifornien, hatte sie sich auch nach ihrem dritten Album und den anschließenden Konzertreisen zurückgezogen. Abschalten stand auf dem Programm. Doch kaum lernte die Musikerin bis in die letzte Faser in einem Museum die wuchtige Entstehungsgeschichte des Erdtrabanten, da loderte das Feuer der Kreativität schon wieder in ihr. Eine Gitarre wurde flugs gekauft, ein viertes Album geschrieben. Zu besonderen Weihen werden die neuen Stücke im August bei uns gelangen, wenn Sophie Hunger und Band sie in einem exklusiven Konzert mit zahlreichen illustren Gästen darbieten.

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Foto: Ed Ashcroft

Cristobal and the Sea / 19.20 – 20.20

Bei ihrem stets gen USA schielenden Berliner Label City Slang war man selbst etwas überrascht, sich plötzlich mal wieder in eine europäische Band verliebt zu haben. Zumal die vier Mitglieder von Cristobal and the Sea zwar alle unterschiedliche Länderkürzel im Pass tragen, aber nicht in Berlin, sondern in London leben. Aber was sind das für bezaubernde Stücke, die die Mini-Kommune da geschrieben hat? Eine ganz schöne bossa, eine Welle der guten Laune, machen diese. Und noch nicht einmal die Querflöte klingt in diesem Kontext doof. Hochgradig ansteckend.

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