DJ Set

EBONY BONES (UK) / 18+ (US) / HO99O9 (US) / CHUCKAMUCK (DE) / STEPHEN MORRIS (NEW ORDER) (UK) (DJ-SET) / MATTHEW HERBERT (UK)(DJ-SET) / NN (DJ-SET) / SOOKEE (DE) / LEVELZ (UK) / JAMES PANTS (US) / C.A.R (UK) / DAVE HASLAM (UK) (DJ-SET) / WILL BANKHEAD (UK) (DJ-SET)

Ebony Bones (UK) / Steve Morris (UK) / Matthew Herbert (UK) / TBC
18+ (US) / Ho9909 (US) / Chuckamuck (DE) / Sookee (DE) / Levelz (UK) / James Pants (US) / C.A.R (UK) / Will Bankhead (UK) / Dave Haslam (UK) / TBC

Matthew Herbert (DJ-Set) / 02 – 04.00 / Berghain

Bei all den verschiedenen Aktivitäten, die Matthew Herbert auch während »Pop-Kultur« wieder nachgehen wird, könnte man fast vergessen, dass der Brite auch ein herausragender DJ ist. Wir haben das allerdings nicht. Dem pulsierenden Sound seines neuen Albums »The Shakes«, das Herbert mit Band erstmals live in Deutschland am Festival-Donnerstag in der Halle am Berghain vorstellt, möchte er sicherlich auch am Pult in Nichts nachstehen.

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Stephen Morris (DJ-Set) / 00 – 02.00 / Berghain
Deutschlandpremiere

Seine Nachbarn kennen ihn als liebenswürdigen Sammler von Panzern und gepanzerten Fahrzeugen, der restlichen Welt ist Stephen Morris vor allem als Schlagzeuger und später auch Keyboarder von Joy Division und New Order bekannt. Für Erstere nahm er oft jedes Instrument seines Drumsets einzeln auf. Von Postpunk bis Haçienda hat der Brite so einiges in seinem musikalischen Leben bereits mitgemacht. Mit Ehefrau und New Order-Co-Mitglied Gillian Gilbert veröffentlichte er zudem als The Other Two ebenfalls elektronische Musik. Nun steht Morris einmal alleine im Mittelpunkt: Bei Pop-Kultur legt er erstmals in Deutschland auf.

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Ebony Bones / 23 – 00.00 / Berghain
Deutschlandpremiere

Aus London kommt Ebony Bones ins Berghain. Die Musikerin und Theaterschauspielerin erlebte als Kind die ersten Brixton Riots mit. Die Unruhen prägten sie nachhaltig. In einem Land, dessen Charts mehr und mehr von Musikern dominiert werden, die sich für Politik keinen Deut mehr interessieren, bleibt die Stimme von Ebony Bones eine entschiedene, aber auch sensible. Die vielfältigen Kultureinflüsse ihres Viertels und seine bis heute bewegte Geschichte spiegeln sich in einem brodelnden Soundgemisch wieder, das sie uns auf bislang zwei Alben servierte. Deren Nachfolger steht kurz vor der Vollendung. Erste Liveeindrücke wird es bei »Pop-Kultur« geben.

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18+ / 22.00 – 22.40 / Berghain

Wer etwas über die Liebe lernen will, der kann im Bücherschrank zu Eva Illouz, Roland Barthes oder Anna Achmatowa greifen. Oder aber er macht im Streamingdienst des Vertrauens das Debütalbum von 18+ an. »Trust« heißt das und weckt so ziemlich alles an Gefühlen, nur nicht unbedingt Vertrauen. Zu überzeichnet sind die ganzen Eros-Posen, die Justin und Samia hier ohne Nachnamen, dafür aber gerne auch mal über Krähen-Samples hinaus in die Nacht säuseln. Down-down-dooown-tempo-R’n’B ist das und man will gar nicht so recht glauben, dass das am Ende tatsächlich in knisternder Spannung aufgeht. Aber so ist das eben mit der Erotik: Nur die Ahnung, nicht das Wissen, erregt.

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Ho99o9 / 21 – 21.40 / Berghain
Deutschlandpremiere

In ihrer Jugend sammelten Eaddy und the O.G.M. Schulverweise, heute sind es Blogeinträge. Ho99o9 (sprich: Horror) waren das Thema auf dem diesjährigen SXSW. Der Name kommt nicht von ungefähr: Ihre Verzahnung von Rap, Electronica und Post-Hardcore darf man gut und gerne psychotisch nennen. Das Duo verausgabt sich zudem bei jeder Liveshow bis an die Grenzen körperlicher Verfügbarkeit und macht dabei auch vor dem Publikum nicht halt. Für ihr allererstes Deutschlandkonzert gilt es also, sich warm anzuziehen.

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Chuckamuck / 20 – 20.40
Deutschlandpremiere

Nachdem sie über Schokoriegel, Mädchen und Geister gesungen haben (nicht selten auch in Kombination), maßen es sich die Berliner von Chuckamuck auch weiterhin an, ihr breitestes Schelmengrinsen vor sich herzutragen. Zwei irrwitzige Rock’n’Roll-Alben und eine EP sind bereits beim hiesigen Staatsakt-Label erschienen, alle stets mit einem nonchalanten Desinteresse gegenüber allen Traditionen und ewig gleichen Retrodiskussionen versehen. Chuckamuck sind von mitreißender Unbedarftheit und Lebenslust. Bei »Pop-Kultur« wird es erstmals neues Material zu hören geben.

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Dave Haslam (DJ-Set) / 02 – open end / Panorama Bar

Dave Haslam weiß, welche Bedeutung ein einziger Club für eine gesamte Großstadt entwickeln kann. Als DJ im von Factory Records und New Order betriebenen Fac 51 The Haçienda war er nicht ganz unverantwortlich daran, dass aus einem alten Warehouse ein bis heute legendärer Salbungsort des Hedonismus und aus der grauen englischen Industriestadt Manchester plötzlich »Madchester« wurde. Seit diesen Tagen weiß Haslam auch wie kein Zweiter, wie man einen ausschweifenden Abend richtig zum besten Ende führt.

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Will Bankhead (DJ-Set) / 00.20 – 02.00 / Panorama Bar

Will Bankhead gibt seit Jahren elektronischer Musik ein Gesicht, oder besser: eine Oberfläche. Als Gestalter hat er vor allem mit Plattencovern für Honest Jon’s und Mo Wax von sich reden gemacht. Als Kopf hinter dem Blog und Label The Trilogy Tapes ist er selbst mitverantwortlich für die erneute Renaissance des Mediums Kassette – und für allerhand hochklassige Veröffentlichungen. Der Vielfalt der so versammelten, abgründigen Grooves tragen auch seine DJ-Sets Rechnung.

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Foto: Tainted Lenses

Sookee / 23.40 – 00.20 / Panorama Bar

Widerstand flowt, wenn Sookee am Mic ist. Die selbst ernannte »Quing of Berlin« ist als queerfeministische Aktivistin und Rapperin gleichermaßen bekannt. Spätestens seit ihrem vierten Album »Lila Samt« kommen die landesweiten Musikmedien und das Feuilleton nicht mehr an ihr vorbei. Das ärgert vor allem jene Macho-Rapper, die zuletzt wieder die Wahrnehmung von HipHop dominierten und denen das Mitglied des TickTickBoom-Kollektivs nun Zeile um Zeile das Wasser abgräbt. Ihre Penisfantasie »If I Had A« voller Um-die-Ecke-Bilder ist eines der lustigsten Deutschrap-Stücke der letzten Jahre. Inhalt und Stil bieten bei Sookee eine selten zu erlebende Einheit.

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Levelz / 22.40 – 23.20 / Panorama Bar
Deutschlandpremiere

In nur etwas mehr als einem Jahr haben sich Levelz in die heißeste Crew Großbritanniens verwandelt. Das vierzehnköpfige MC,-Produzenten-und-DJ-Kollektiv aus Manchester besteht aus einigen erfahrenen Lokalgrößen und zahlreichen hungrigen Nachwuchskünstlern. Optisch und in seinen Titelnamen setzt man auf Minimalismus, ansonsten geben sie uns aber eine volle Breitseite Grime. Das Genre erlebt derzeit einen neuen kreativen Aufschwung, an dem der Norden des Landes tüchtig mitwirkt. Und Levelz sind ganz vorne mit dabei. Bei RinseFM nahmen sie das Studio auseinander, FACT sieht sie als »Wu-Tang meets Happy Mondays«. Für »Pop-Kultur« treten sie erstmals außerhalb Londons auf.

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Foto: Schiko

James Pants / 21.40 – 22.20 / Panorama Bar

Für seine Musikerkarriere türmte der junge James Pants einst (mitsamt seines einverstandenen Dates, das sollte man nicht unterschlagen!) den eigenen Prom-Ball, um Peanut Butter Wolf zu treffen. Auf dessen Label hat der heute nun erwachsene Künstler mittlerweile vier Alben veröffentlicht, das jüngste heißt »Savage«. Mr Pants lebt aktuell im deutschen Köln, hat bereits mit Egyptian Lover kollaboriert und mag New Age, Disco und ein bisschen HipHop und Garage Rock. Aus diesen Versatzstücken blubbert er sich seine eigene Regenbogenmusik zusammen. Ein erhabenes Erlebnis.

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C.A.R / 20.40 – 21.20 / Panorama Bar
Berlin-Premiere

Chloé Raunet mag manch einer vielleicht noch als Teil der Band Battant bekannt sein. Mittlerweile geht sie als C.A.R eigene Wege. »My Friend« heißt ihr Debütalbum. Das darf gerne als Einladung verstanden werden. Wer sich dazu gesellt, sollte allerdings ein flexibles Nervenkostüm mitbringen, denn die Lieder drehen sich in Spiralen aus Raunets Londoner Wohnzimmer hinaus in die von ihr aus dem Fenster beobachteten Straßen und das eigene Umfeld. Eine überwundende Depression wird thematisiert, andere Rückschläge lassen wiederum nur Zynismus zurück. Ihre Musik klingt derweil bisweilen so, als hätte man sich benommen zwischen zwei laufende Radios gelegt. Andrew Weatherall zählt zu ihren Fans, mit Ruede Hagelstein hat sie erst kürzlich zusammengearbeitet.

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KIASMOS (IS) / THE JUAN MACLEAN (US) / ANIKA (UK) & T.RAUMSCHMIERE (DE) / EVVOL (AU/IE) / NAYTRONIX (US) / TEMPERS (US) / VOGUE DOTS (CA) / NORMAL ECHO (PL) / THE JUAN MACLEAN (US) (DJ-SET) / DANIEL MILLER (UK) (DJ-SET) / KANE WEST (UK)

Kiasmos (IS) / The Juan MacLean (US) / Anika & T.Raumschmiere (UK/DE) / Evvol (AU/IE) / Naytronix (US) / Tempers (US) / Vogue Dots (CA) / Normal Echo (PL) / Juan MacLean (US) (DJ-Set) / Daniel Miller (UK) (DJ-Set) / Kane West (UK)

Kiasmos / 23 – 00.00 / Berghain

Wie entspannt Ólafur Arnalds und Janus Rasmussen ihr gemeinsames Kind angehen, unterstreicht wohl nichts besser, als der Fakt, dass sie ganze fünf Jahre mit den Arbeiten an ihrem ersten Album gewartet haben, bevor dieses dann 2014 auf dem feinsinnigen Erased Tapes-Label erschien. Arnalds, mehrfach ausgezeichneter und international gefeierter »Erneuerer« der klassischen Musik, und Rasmussen, Kopf der Pop-Band Bloodgroup, haben im isländischen Reykjavík ihre Studios im gleichen Haus. Immer, wenn es die Zeit erlaubte, probierten sich die beiden Freunde durch Arnalds stetig wachsenden Synthesizer-Park. Herausgekommen ist eine texturenreiche Techno-Erzählung, wie man sie selbst von zwei solchen Talenten nicht unbedingt erwartet hätte.

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The Juan MacLean / 22.00 – 22.40 / Berghain
Deutschlandpremiere

James Murphy mag sich zurückgezogen haben, DFA Records lebt weiter! Dank Leuten wie Juan MacLean. Murphy war in den 90ern einst Tontechniker von MacLean, als dieser noch nicht die Clubs mit seinem kühl-eleganten Disco-Sound ins Schwitzen brachte. Mittlerweile sind zahlreiche Singles, Remixe und drei ganze TJM-Alben erschienen, die der Welt das Tanzen lehren. Seit einiger Zeit unterstützt zudem mit Nancy Whang eine weitere namhafte DFA-Figur den wandlungsfreudigen MacLean im Studio und auf der Bühne.

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Foto: Bob Flowers

Anika & T.Raumschmiere / 21.00 – 21.40 / Berghain
Uraufführung

 

Sie ist das schlaue Multitalent, das als Musikerin nicht nur ein N und den Nachnamen beiseite lässt, sondern auch jene Musik, die die Leute »Krautrock« nennen, zum Geistertanz mit dem Dub bittet, weshalb ihr nicht nur das Label Stones Throw und Geoff Barrows Invada Records zu Füßen liegen. Er ist als legendäre Electro-Punk-Frontfigur und Gründer von Shitkatapult einer der über die Jahre hinweg umtriebigsten Köpfe der Berliner Szene. Einander gemein haben Annika Henderson alias Anika und Marco Haas, besser bekannt als T.Raumschmiere, ihre Vorliebe für persönliche Offenbarungen und warme, hypnotische Beats, die einen alles vergessen lassen. Nachdem sie für Haas‘ neues Album erstmals zusammengearbeitet haben, finden die beiden bei »Pop-Kultur« nun in einer Weltpremiere auf der Bühne zusammen.

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Evvol / 20.00 – 20.40 / Berghain

Liebe auf Umwegen: Hinter Evvol stecken die Irin Julie Chance und die Australierin Jon Dark. Kennengelernt hat man sich in Paris, seit einiger Zeit residiert man in Berlin. Bekannt geworden als Kool Thing, führt das Duo sein musikalisches Schattenspiel auch auf seinem zweiten Album »Eternalism« gekonnt fort. Es knistert vor Spannung in den minimalistischen Bauten, durch die der Hauch ihrer Stimmen weht und einen in die Nacht hinein lockt. Die internationale Musikpresse – vom Guardian, über Fader bis hin zu SPEX – hat längst angebissen.

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Juan MacLean (DJ-Set) / 03.00 – 04.20 / Panorama Bar

Ganz ohne »The« legt Juan MacLean während des Festivals noch einmal solo und im Anschluss an den Berghain-Auftritt seiner Band auf. Der ehemalige Hardcore-Gitarrist ist ein brillanter House-DJ. Das hat er nicht nur mit seinem zeitlosen Mix für die renommierte »DJ-Kicks«-Reihe unter Beweis gestellt. La grande finale des zweiten »Pop-Kultur«-Tages.

Daniel Miller / 01.40 – 03.00 / Panorama Bar

Depeche Mode, Nick Cave & The Bad Seeds, Yazoo, Goldfrapp, Erasure, Moby, Fad Gadget, Richie Hawtin… Es ist eine schier endlose Liste an Namen mit denen Daniel Miller und sein Label Mute seit 1978 die Musikwelt bereichert und verändert haben. Aktuell finden sich Apparat, Arca und Zola Jesus im Mute-Register. Miller hat also viel zu erzählen und tut dies stets auf hochgradig unterhaltsame Weise. Seit er zudem vor fünf Jahren von Sandwell District wieder an das DJ-Pult gelockt wurde, bescherte er dem Berghain bereits das eine oder andere wuchtige Set. »Pop-Kultur« markiert wiederum sein gespannt zu erwartendes Panorama-Bar-Debüt.

Kane West / 00.20 – 01.40 / Panorama Bar

Nein, da haben wir kein Y vergessen. Kane West heißt tatsächlich Kane West. Damit hätten wir auch geklärt, wer den besten Künstlernamen im ganzen Programm, ach was, der ganzen Saison hat. Der Londoner Produzent und DJ ist Teil der PC Music-Clique, die derzeit die Pop-Welt mit digitalen Niedlichkeiten und rauschhaft überdrehten Plastik-Hyper-Trance-Beats überschüttet. Sie merken schon: Es ist alles schwer in Worte zu fassen. Auf Kane Wests aktuellem Album, »Western Beats«, sorgen allerdings noch Einschübe von House, Electro und UK Funky für etwas Bodenhaftung für den Ohrenschmalz. Sagen wir: Das Ergebnis ist das Audioäquivalent zu einem Regenbogenstroboskop.

Naytronix / 23.40 – 00.20
Deutschlandpremiere

Was soll man von einem erwarten, der Merrill Garbus in ihrem wahnwitzigen Projekt Tune-Yards mit Bass und Tat zur Seite steht? Einer, der in der nicht gerade Gottes gesegneten Sonderlingsstadt Oakland lebt? Alles andere als Kaffeehausmusik jedenfalls! Nate Brenner geht solo als Naytronix steil – und bald mit neuem Material auf große Reise. Bis dahin gilt getreu des trocken-psychedelischen Schwinger-Funks von »What Have You Done For Me Lately«: Frag Dich nicht, was Naytronix für Dich tun kann! Frag Dich, was Du für Naytronix tun kannst!

Tempers / 22.40 – 23.20
Deutschlandpremiere

»Killing For Company«, sangen die mächtigen Swans einst. Jasmine Golestaneh und Eddie Copper haben sich gesucht und gefunden. Unter dem Namen Tempers covern die beiden New Yorker nicht nur eingangs zitiertes Liedgut, sondern legen besten Traditionen folgend ein Darkwave-Kleinod nach dem anderen vor. Die Nummer der »Hell Hotline« sollte man sich jedenfalls schnell im Telefonbuch abspeichern. 2015 wagen Tempers mit einem neuen Album auf aufnahme + wiedergabe die nächsten Schritte und frönen erstmalig dem Berliner Sommer.

Vogue Dots / 21.40 – 22.20
Deutschlandpremiere

»Get down with yr sad self« (sic) – manchmal sagen Facebook-Bios schon alles. Die Atlantik-Küsten-Winter im kanadischen Halifax sind rau und kalt, sehr kalt. Vielleicht ist so diese süße Melancholie zu erklären, die alle Lieder von Tynan Dunfield und Babette Hayward durchzieht. Und wohl auch, warum man sich erst einmal über Monate hinweg nur via E-Mail austauschte, bevor man die so entstandenen Demos auch gemeinsam aufnahm. Die Musik der Vogue Dots legt sich wie ein flauschiger Mantel um zitternde Schultern, nur das kratzende Synthetik-Etikett erinnert einen daran, sich nicht allzu sehr in Sicherheit zu wiegen, wenn Vogue Dots während »Pop-Kultur« erstmals live in Deutschland auftreten. Der nächste kanadische Exportschlager!

Normal Echo / 20.40 – 21.20
Uraufführung

Normal Echo? Normal minimalism! Dawid Szczesny hat sein neues Album, »Accidental Forver«, nahezu ausschließlich auf einem Korg M1, einem instrumentgewordenen Fundament des 80er-Jahre-Synthie-Pops, eingespielt. Der vor nunmehr fünf Jahren in Berlin gestrandete polnische Experimental-Elektroniker schickt damit den zwei Alben seiner ehemaligen Coldwave-Band Niwea bereits sein zweites Soloalbum hinterher. »Accidental Forver« zieht eine dicke Sonnenuntergangs-Patina über die Welt und erscheint im Sommer auf dem neuen Berliner Auskenner-Label Mansions and Millions. Die Live-Premiere des Albums findet wiederum bei »Pop-Kultur« statt.


OWEN PALLETT & STARGAZE (CA) / ISOLATION BERLIN (DE) / FENSTER (DE/US/UK/FR) / HINDS (ES) / RIVAL CONSOLES (UK) / LAPALUX (UK) / INGA COPELAND (EE) / CHIKISS (RU) / WOODEN WISDOM & DJ FITZ (US/IE) (DJ-SET)

Owen Pallett & Stargaze (CA) / Isolation Berlin (DE) / Fenster (DE/US/UK/FR) / Hinds (ES) / Wooden Wisdom & DJ Fitz (US/IE) / Rival Consoles (UK) / Lapalux (UK) / Inga Copeland (EE) / Chikiss (RU)

Foto: Peter Juhl

Owen Pallett & stargaze / 23 – 00.00 / Berghain
Uraufführung

Wenn Owen Pallett nicht gerade für das Londoner Barbican, Filmregisseur Spike Jonze, die Petshop Boys, Arcade Fire oder Taylor Swift arbeitet, und nicht mit einleuchtender Theorie der Welt erklärt, wie die Pop-Hits von Beyoncé funktionieren, wie sie eben funktionieren, dann ist Owen Pallett einfach Owen Pallett. Der studierte Komponist schenkte uns im letzten Jahr mit »In Conflict« bereits sein viertes Album. Und was für eines. „Depression, Sucht, Gender Trouble und die Zustände, in denen sich Kreative nicht selten befinden, werden als positive, liebenswerte und mitfühlende Formen des Daseins präsentiert“, sagt er selbst über die inhaltliche Ausrichtung. Musikalisch ist es eine nah gehende Großtat des Kammerpop, an der auch Brian Eno als Gastsänger und –Musiker beteiligt war. Neues Material aus seinem nächsten, gerade noch in der Entstehung befindlichen Album wird der Kanadier nun erstmals weltweit in einem gemeinsamen Konzert mit dem Berliner Kollektiv stargaze vorstellen. Letzteres hat sich mit zahlreichen Kollaborationen und herausragender Eigeninitiative um die Annäherung und Vermählung von klassischer Musik jeglichen Alters und Genres wie Electronica, Folk und Pop verdient gemacht wie nur wenige andere Köpfe unserer Zeit. Ein match made in heaven also!

Dieser Auftritt ist eine Koproduktion mit der Ruhrtriennale.

Owen Pallett: Website / Facebook / Twitter

stargaze: Website

Isolation Berlin / 22.00 – 22.40 / Berghain

Gäbe es in Deutschland eine Liste der Hoffnung, analog der »Sound of 2015« der BBC, Isolation Berlin wären heiße Anwärter. So bleibt ihnen vorerst nur ihr eigener »Bus der stillen Hoffnung«. Aber auch der geht derzeit ordentlich ab. Das Quartett ließ erstmals im letzten Jahr mit der EP »Aquarium« aufhorchen, es folgte ein weiterer Kurzspieler mit Namen »Körper« bei den Hütern des deutschsprachigen Mehrwerts-Pop: Staatsakt. Wobei Isolation Berlin ihre heiseren Rock’n’Roll-Nummern selbst als Proto-Pop bezeichnen. Aquarien werden liebesbekümmert durchschritten, falsche Hoffnungen und Freunde zurückgelassen, Borderline-Prinzessinnen angesungen. Eine Ode auf den Schmutz, der unser Leben ist. Und erste Titel aus ihrem Debütalbum wird es dann im August zu hören geben.

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Foto: Chad Kamenshine

Hinds / 21.00 – 21.40 / Berghain

Bekannt wurden sie als Rehe, nun treten sie als Hirschkühe den weltweiten Siegeszug an. Moment, Sie verstehen nicht? Okay, der Reihe nach: Hinds hießen früher Deers. Dahinter stecken vier Spanierinnen, die gleichermaßen Gang wie Band sind. Die internationale Musikpresse kniet bereits zu Füßen von Ana Garcia Perrote, Carlotta Cosials, Ade Martin und Amber Grimbergen. Weil die lebenslustigen Slacker-Pop machen, der einen nicht bemerken lässt, dass der Bus schon längst die Endhaltestelle erreicht hat und man Songs wie »Bamboo« eben noch unbemerkt laut mitgesungen hat.

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Fenster / 19.40 – 20.40 / Berghain
Uraufführung

Schon für seine ersten zwei Alben machte das multiinternationale Quartett Fenster auch mit spektakulären, selbst gedrehten Musikvideos auf sich aufmerksam. Nun haben sich die Wahlberliner eines neuen Großprojekts angenommen: »Emocean« ist der erste Spielfilm der vier. In einer Art Film-Konzert werden Fenster das Berghain in eine dystopische Hologram-Welt verwandeln und erstmals überhaupt sowohl den Film als auch den dafür geschriebenen Soundtrack aufführen. Die Vielschichtigkeit ihrer bisherigen Arbeiten verdichtet die Band hierfür nochmals und entgleitet in eine Schattenfahrt zwischen außerweltlichen Blues, tropennächtlicher Psychedelik und intimsten Folkmomenten.

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Wooden Wisdom & DJ Fitz (DJ-Set) / 00.20 – 03.00 / Panorama Bar

Einen kleinen Oscar hat Elijah Wood zwar noch nicht zu Hause zu stehen, dafür aber sicherlich alle Veröffentlichungen seines eigenen Labels, Simian Records, auf dem etwa das The-Apples-in-Stereo-Album »New Magnetic Wonders« erschien. Und diverse alte Schallplatten westafrikanischer, türkischer und brasilianischer Psychedelik-, Funk- und Soul-Musik sowie Krautrock. Das wiederum eint den Hollywood-Schauspieler mit dem Gründer des unersetzbaren Berliner Kunst- und Musikraums West Germany, DJ Fitz, und mit dem (Film-)Musikberater Zach Cowie. Die drei Plattensammler bilden auch ein formidables DJ-Trio, das seine weltumspannende Disco nun nach Berlin bringt.

Wooden Wisdom: SoundCloud

DJ Fitz: Website / Mixcloud

Foto: Lenka Rayn H. Fine Art Photography

Rival Consoles / 23.40 – 00.20 / Panorama Bar
Berlin-Premiere

Es gibt einige gute Gründe, warum Ryan Lee West sich mit Neo-Klassikern wie Ólafur Arnalds oder Nils Frahm die Labelheimat bei Erased Tapes teilt. Nicht nur, weil diese sich immer wieder auch in elektronische Bereiche vorwagen (Arnalds tritt etwa mit seinem Projekt Kiasmos am Folgetag bei »Pop-Kultur« auf.), sondern weil West mit seinen Rival-Consoles-Produktionen den Synthesizern die Erhabenheit der Klassik entlockt. Das mag zum einen daran liegen, dass West seine Stücke zunächst am Klavier, der Geige oder Gitarre entwickelt, zum anderen daran, dass er sie anschließend komplett analog einspielt. Strom ist hier Leben, nicht umsonst heißt die jüngste EP von Rival Consoles »Sonne«. Und als ob das Kopfkino damit nicht schon genug zu tun hätte, wird die Berlin-Premiere der dazugehörigen Liveshow von eindrucksvollen Visuals unterlegt.

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Foto: Stuart Howard

Lapalux / 22.40 – 23.20 / Panorama Bar
Deutschlandpremiere

Das Label Brainfeeder ist vor allem bekannt für seinen Chef – Überproduzent Steven Ellison alias Flying Lotus – und die fruchtbare räumliche Nähe, die eben diesen mit seinen zahllosen Acts an der kalifornischen Pazifikküste verbindet. Der Brite Stuart Howard fällt da etwas aus dem Rahmen. Einst war er selbst per E-mail bei Ellison vorstellig geworden, mittlerweile wohnt er in Prag, das nun auch nicht gerade als L.A. des Ostens gilt. (Zu seinem Glück!) Der Beatbastler verwandelt die Welt in einen knisternden Rubiks Würfel, aus dem er immer wieder neue, meditativ oszillierende Stimmungen hervor dreht. Blubbersoul aus der Beat-Maschine. Mit »Lustmore« erschien im März sein zweites Album, das er in der Panorama Bar erstmals live in Deutschland vorstellen wird.

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Inga Copeland / 21.40 – 22.20 / Panorama Bar
Berlin-Premiere

Ein wenig ist Inga Copeland seit nunmehr rund fünf Jahren eine Art neuzeitliche Medusa. Hat sich man erst einmal von den enigmatischen Nebeln ihrer Produktionen ans Ende der Welt locken lassen, erkennt man plötzlich in den zarten Lauten all die Wahrheiten dieser Zeit und erstarrt vor irr-zersplitterndem Glück. Erst als eine Hälfte von Hype Williams, dann als copeland und nun unter dem Namen Lolina beschert uns die Estin eine mystische Wohltat nach der anderen. Ihre neue EP »RELAXIN‘ with Lolina« folgt auf das hervorragende Album »Because I’m Worth It« und ist während »Pop-Kultur« erstmals live in Berlin zu hören.
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Chikiss / 20.40 – 21.20 / Panorama Bar

Nervenklinik hieß die erste Band von Galya Chikiss. Die junge Musikerin war damals direkt nach der Schule in die russische Metropole St. Petersburg gezogen. Das weißrussische Wizebsk, in dem schon große Avantgardisten wie Marc Chagall, El Lissitzky oder Kasimir Malewitsch wirkten, war zuvor ihre Heimat. Die Punk-Band hielt allerdings nicht lange und Galya musizierte in verschiedenen Konstellationen bis eine von diesen, die Band Chikiss, zu ihrem künstlerischen Hauptkanal mutierte. Mit dieser hat sie in wechselnden Besetzungen zahlreiche Alben und Eps herausgebracht, etwa auf dem US-amerikanischen Vorreiterlabel Not Not Fun, und u. a. mit Barbara Morgenstern, Milky Toad und Sun Glitters kollaboriert sowie so ziemlich alle wichtigen Festivals Osteuropas bespielt. Jedes Lied von Chikiss ist ein kleiner Trip für sich: auf verrauchte Plüschsofas, in entrückte Höhen und sanfte Tiefen.

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