KERO KERO BONITO (UK) / GABI (US) / CUMMI FLU (DE)

Kero Kero Bonito / 00.20 – 01.20
Deutschlandpremiere

Es tut sich mal wieder etwas Weltbewegendes in London. An der Themse impft man derzeit der westlichen Pop-Musik die Lehren des niedlichkeitsversessenen J-Pop ein und trennt erst gar nicht zwischen On- und Offline-Welt. Die beiden Briten Gus und Jamie hatten einst auf einem Schwarzen Brett für japanische London-Expats nach einem Rapper gesucht. Es meldeten sich einige alte Typen – und Sarah. Für Kero Kero Bonito rappt sie nun in einem Englisch-Japanisch-Gemisch über Flamingos, Selfie-Philosophie und die eigenen Skills am Gamecontroller. Die Musik dazu: spritziger Bubble-Tea-Pop mit ordentlich Kohlensäure. Sind wir schon in der Zukunft?

GABI / 23.20 – 00.00

Gabrielle Herbst besitzt eine klassische Ausbildung am Klavier, an der Klarinette, dem Gamelan sowie im Balinesischen Tanz. Teile ihrer Kindheit verbrachte die New Yorkerin in Indonesien, ihren Abschluss machte sie am renommierten Bard College Conservatory of Music. Pop-Musik fasziniert sie aber ebenso wie Kammermusik und so hat sie als GABI ein erstes Album aufgenommen, dass auf Daniel Lopatins Label Software. Der Musiker, besser bekannt als Oneohtrix Point Never, hat »Sympathy« auch koproduziert. Werners minimalistische, glasklar vorgetragene Texte wirken auf dem lichten Feedbackteppich wie die Regieanweisungen einer himmlischen Oper.

Cummi Flu / 22.20 – 23.00

Ein Lehrstück in Sachen musikalischer Urbarmachung ist »Z« geworden. Der Belgier Oliver Doerell, der hier als Cummi Flu in Erscheinung tritt, greift für seine mysteriösen Dubs und seltsamen entrückten Klänge nämlich bevorzugt auf das Naheliegendste zurück – in diesem Fall: Gummibänder. Seine Lieder sind Gegen-den-Strom-Fahrten. Das Gehölz umschlingt und überragt die sich verengenden Ufer, bis sich plötzlich eine taghelle Biegung auftut … Die hypnotische Wirkung dieser Musik aus der Rappel- und Bastelkiste unterstreicht eine Performance der Schattentänzerin Lady Ived.


DISCO ANTI NAPOLEON (FR) / SKY WALKING (DE)

Foto: Pierre Stroêska

Disco Anti Napoleon / 19.40 – 20.20
Deutschlandpremiere

DAN, oder lang: Disco Anti Napoleon, sind aus Nantes. Kennt man von der Tour de France, gibt immer schöne Bilder. Einen mittelmäßigen Fußballclub haben sie da auch – und diese tolle Psychedelic-Rockband, mit der man direkt abheben möchte. Weltenflucht heißt Umsturz heißt Disco. Parallel verdaut man auf dem Debütalbum »Ascent« noch schnell die eigene Jugend. Liedtitel wie »Girl«, »Gremlins«, »UFO« etc. sprechen für sich. Da wird selbst dem kleinen dicken Korsen die Hand unter der Uniform verrückt.

Sky Walking / 18.40 – 19.20

Die Supergroup, die keine sein will. Seit sechs Jahren gibt es Sky Walking, den neuen Rohdiamanten aus dem Hause Dial, bereits. Die ersten fünf verbrachte man allerdings weitestgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Irgendwann mussten Dial-Mitgründer Peter Kersten alias Lawrence, Christian Naujoks und Richard von der Schulenburg alias RVDS allerdings doch Farbe bekennen: Als nämlich das Sky-Walking-Debütalbum im letzten Herbst erschien. Entstanden ist es in eher losen Aufnahmesessions unter paradiesischen Bedingungen (»the rotten studio in the backyard of a record store in Hamburg, including a weird collection of instruments, some Russian microphones and the saddest sounding steel drum«). Das durch diese Ungezwungenheit bedingte charmante Ausfransen mutiert live wie auf Platte zu Abertausenden Nesselhäärchen, die sich im Ohr verhaken und die Hörerin in die dezente Flamboyanz von Sky Walking hineinverschlingen.


MESSER (DE) / MOURN (ES) / GIRL BAND (IE)

Messer / 00.20 – 01.20
Uraufführung

Neonlicht dringt durch ausgeblichene Plastikembleme, der Motor ist eine markant brummende Bass-Gitarre, eine aufgekratzte Stimme beschwört Muränen, Geister und undurchschaubare Vielsprachler. Das Quintett Messer knüpft auf seinen bislang erschienenen zwei Alben einen Narrationsteppich, der so dicht ist, wie eine ganze Bibliothek. Derzeit zwischen der home base Münster sowie Hamburg und Berlin verteilt lebend, hat sich die Postpunk-Band kühn gegen jegliche historische Vergleiche behauptet und die Musikpresse an die kurze Leine genommen. Die Aufnahme von Tour-Perkussionist Manuel Chittka ins feste Bandgefüge hat ihrem Sound noch mehr Farbe verliehen. In der Kantine am Berghain werden sie das unter Beweis stellen: Messer werden brandneues Material erstmals live vor Publikum präsentieren.

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Foto: Albert Manau

MOURN / 23.20 – 00.00
Deutschlandpremiere

Catalonia in da house! Von der idyllischen Küstenprovinz El Meresme hat es die Musikerinnen Jazz Rodríguez Bueno und Carla Pérez Vas nach Barcelona verschlagen, um gemeinsam mit Antonio Postius und Leia Rodríguez ordentlich Großstadtlärm zu veranstalten. Diese U20-Auswahl ist eine DIY-Vier-Personen-La Masia, die flugs vom Top-US-Label Captured Tracks verpflichtet wurde. Es ist tatsächlich wie im Fußball: Bueno, Tochter des durchaus geschätzten, aber nur mäßig bekannten Musikers Ramón alias New Rameon, scheint das mitgegebene Talent und ihre künstlerische Erziehung in eine internationale Schrammelkarriere ummünzen zu können. Das Debütalbum hört auf den gleichen Namen wie seine Urheberinnen. Die Songs sind kurz, klug und gut. Pickelige Möchtegernmachos bekommen ihr Fett weg, Hirn schmeckt plötzlich süß wie Zuckerwatte und es werden bislang ungehörte Fragen gestellt: »What should I go live in, if I can’t go swimming?« Die Möglichkeit zur Antwortfindung bietet sich erstmals live in Deutschland bei uns.

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Girl Band / 22.20 – 23.00
Deutschlandpremiere

Girl Band​ / 22.20 – 23.00
Deutschlandpremiere
Dara Kiely, Alan Duggan, Daniel Fox und Adam Faulkner sind Etikettenschwindler vor dem Herrn. Der Bandname? Eine Farce. »The Early Years«? Keine Restropektive/B-Seiten-Sammlung, sondern der Titel einer der ersten EPs. Die vier Iren brechen wie eine rasierklingengespickte Windhose auf uns herein, covern als Rockband den harten Dub-Techno eines Blawan und trumpfen überhaupt so unbekümmert auf, als hätten sie die schwere Gitarrenmusik erfunden. Fast schon unnötig zu erwähnen, dass wir uns auf ihr Debütalbum freuen, welches Girl Band bei »Pop-Kultur« erstmals live in Deutschland vorstellen.

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SCHNIPO SCHRANKE (DE) / MARY OCHER + YOUR GOVERNMENT (US/RU/IL)

Foto: Robin Hinsch

Schnipo Schranke / 19.40 – 20.20
Uraufführung

Daniela Reis und Fritzi Ernst lernten sich an einer Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, probierten sich zunächst als Komikerinnen-Duo und ließen im letzten Jahr so ziemlich jeden Popvernarrten zwischen Oder und Ems von Genitalgeschmacksrichtigungen singen. Mit »Pisse«, einem Song so deftig wie das Gericht, welches ihrer Band den Namen gab, landeten die beiden einen Überraschungshit. Bestenlisten lügen nicht! Zu ansteckend schlichten Schunkel-Chanson-Beats betreiben Schnipo Schranke eine Nabel- und Narbenschau formvollendeter Tragikomik, die kein Auge trocken lässt. Von Rocko Schamoni gefördert und von Buback aus der Park Avenue des deutschen Indie-Betriebs mittlerweile unter Vertrag genommen, werden sie bei »Pop-Kultur« erstmals live die Lieder ihres Debütalbums »satt« (sic) darbieten.

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Foto: Ulrika Walmart

Mary Ocher + Your Government / 18.40 – 19.20

Diese Stimme, dieser Gesang … Sollten Sie an irgendwelchen Krankheiten der Abstumpfung, der Verkalkung oder sonstigen Erlahmung, ja, der Versämigung Ihres Lebens an sich leiden: Sie wären schön blöd, würden Sie dieses Konzert verpassen! Mary Ocher ist in ihrem kurzen Leben schon einmal durch die halbe Welt gezogen und schließlich in Deutschland gelandet. Hier lässt sie seitdem die Luft und Herzen erzittern. Für arte zog sie mit Sasha Grey »Durch die Nacht…«, für Sibylle Berg erweckte sie die sensible Hauptfigur aus »Vielen Dank für das Leben« zu eben solchem. Ihre Alben sind fragile Kunstwerke einer ätherischen, selbstbewussten Schönheit, ihre Shows fast DIY-opernhafte Aufführungen, bei denen sie mit der Backingband Your Government von nicht weniger als zwei Schlagzeugern begleitet wird.

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DIE NERVEN / THE PRE NEW / ZENTRALHEIZUNG OF DEATH DES TODES

Die Nerven / 00.20 – 01.20
Uraufführung

Wie ein Wirbelsturm sind Die Nerven zuletzt über die deutsche Musiklandschaft hinweggezogen. Schrieb das Trio sein erstes Album noch innerhalb weniger Stunden, ließ man sich für den Nachfolger immerhin etwas mehr als zwei Tage Zeit. Die Kritik begrüßte die beiden scharfsinnigen Testamente der Reduktion so oder so euphorisch und hechelt seitdem den zahlreichen, nicht minder interessanten Seiten- und Solo-Projekten hinterher, mit denen Julian Knoth, Max Rieger und Kevin Kuhn beinahe monatlich ihr Talent neu unter Beweis stellen. In der Zwischenzeit sind Die Nerven zu einer imposanten Liveband gewachsen, die uns in der Kantine erstmals ihr neues Material live um die Ohren jagen wird.

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The Pre New / 23.20 – 00.00
Deutschlandpremiere

Musik für den Hyperkapitalismus, »Music For People Who Hate Themselves«: The Pre New reißen mit blankem Arsch ein, was von unserer Trümmergesellschaft noch übriggeblieben ist. Genredefinitionen sind was für Teebeutelvergesser, Selfies was für Homeshoppers. Ihr neues, zweites Album »The Male Euchnuch« erscheint konsequenterweise und zielgruppenfreundlich auch auf PowerPoint. Irgendwie muss man den City-Bankern, die es erreichen soll, ja in die Ohren kriechen! In ihrem letzten Leben hießen The Pre New übrigens Earl Brutus..

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Zentralheizung of Death des Todes / 22.20 – 23.00

Irgendwie liegt irgendwer am Ende immer irgendwo: im Schlagzeug, auf der Bühne, daneben. Bei der Zentralheizung of Death des Todes ist man nicht nur um dauerhafte Bilingualität bemüht, sondern zelebriert Musik, bis die letzte Körperenergiereseve leergezapft wurde. Hochgeschwindigkeits-Garagenrock aus Berlin, Erfurt und Leipzig, der so mitreißend ist, wie Liedtitel wie »Heilige Harze« oder »Falafel 666« unumwunden genial sind. Nur nicht verschlucken, bitte!

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ONLY REAL (UK) / NOVELLA (UK)

Only Real / 19.40 – 20.20
Berlin-Premiere

Niall Galvin ist so jemand, mit dem man gerne mal abhängen würde. An der Cocktailbar einer hübschen Yacht vielleicht, notfalls tut es aber auch die jeweils neueste, hippste Kneipe. Der junge Mann in den gewagten Hemden macht Laune. Sein Debütalbum »Jerk At The End Of The Line Full« ist eine kuriose Ansammlung an schrägen Hits. Eine Prise Selbstironie, keine Scheu vor großen Singalong-Refrains und eine unverschämte Leichtfüßigkeit, mit welcher ihm wohl auch sein allererstes Deutschlandkonzert von der Hand gehen wird.

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Novella / 18.40 – 19.20
Deutschlandpremiere

Der Samen von Novella wurde vor fünf Jahren in Brighton gepflanzt, als die beiden Gitarristinnen Hollie Warren und Sophy Hollington auf Bassistin Suki Sou stießen. Durch die Ankunft von Iain Laws und Isabel Spurgeon mittlerweile in London zu einem Quintett erblüht, legen sie nun mit »Oh Land« ihr erstes Album vor. Hier wird unter Strom sinniert, die Blicke sind verstohlen, der Sound verzehrt. Novella liefern den Soundtrack für jene Weite, die sich im Kopf auftut, wenn man die 20 überschritten hat und das Leben zu gleichen Maßen voll von Narben und Möglichkeiten ist. Großartig!

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