DR. TOM FRITZ, NORBERT BISKY (DE) / BALBINA (DE)

Dr. Tom Fritz, Norbert Bisky / 17.30 – 18.20

Warum macht uns gerade die Erzeugung von Musik so euphorisch? Wie formt sie das menschliche Gehirn? Und wie kann man sie zur motorischen Rehabilitation oder gar einer möglichen Therapie von Alzheimer einsetzen? Dr. Tom Fritz leitet die Forschungsgruppe „Musikevozierte Hirnplastizität“ am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig und beschäftigt sich mit genau solchen Fragen. Bei ihm gehört das Komponieren von Musik zum Therapieansatz. Die tiefgehende Wirkung von Musik auf das eigene Schaffen kann wiederum der Maler Norbert Bisky bestätigen. Die Werke des Baselitz-Schülers wurden schon auf fünf Kontinenten ausgestellt, sind u. a. in der Sammlung des New Yorker MoMa zu sehen. Entstanden sind sie alle zu einem stets auf die Arbeit abgestimmten Soundtrack. Für das Berghain ist er ein alter Bekannter: Dem Ballett »Masse« in der Halle am Berghain gestaltete Bisky ein spektakuläres Bühnenbild, für das er tief in die DJ- und Clubkultur eintauchte. Im letzten Jahr war seine gemeinsame Raum-Klang-Installation mit dem Produzenten Henrik Schwarz, »Zentrifuge«, in der Rostocker Kunsthalle zu sehen.

Dr. Tom Fritz: Website
Norbert Bisky: Website

Foto: Nico Woehrle

Balbina (DE) / 18.30 – 19.30
Uraufführung

Nicht weniger als »das deutsche Pop-Album des Jahres« hat Balbina da im April mit »Über das Grübeln« vorgelegt, so befand es zumindest SPIEGEL ONLINE. Die Berlinerin ließ aufhorchen mit einer ganz eigentümlichen Gesangs- und Textrhythmik sowie einem Herz für die weichen Dinge im Leben: Langeweile, Seife, Goldfische. Ihre Zeilen falten Oberflächen so gekonnt übereinander, dass sich plötzlich die ganz tiefen, schmerzhaften Wahrheiten aus ihnen heraus stülpen. Die Zeit wird angehalten und zugleich ein neuer Aufbruch an den Horizont gezogen. Balbina schwebt wohlig zaudernd durch die Möglichkeitsräume. Selbst die Musik wirkt so ergriffen, dass sie sich die meiste Zeit eh im Hintergrund aufhält. Bei »Pop-Kultur« wird die Lyrikerin und Sängerin mit den markanten, geometrischen und starren Outfits nun erstmals teils unveröffentlichte Gedichte vortragen. Diese suchen in den kleinen Alltäglichkeiten nach Antworten auf die großen Fragen des Lebens.

Website


MESSER (DE) / MOURN (ES) / GIRL BAND (IE)

Messer / 00.20 – 01.20
Uraufführung

Neonlicht dringt durch ausgeblichene Plastikembleme, der Motor ist eine markant brummende Bass-Gitarre, eine aufgekratzte Stimme beschwört Muränen, Geister und undurchschaubare Vielsprachler. Das Quintett Messer knüpft auf seinen bislang erschienenen zwei Alben einen Narrationsteppich, der so dicht ist, wie eine ganze Bibliothek. Derzeit zwischen der home base Münster sowie Hamburg und Berlin verteilt lebend, hat sich die Postpunk-Band kühn gegen jegliche historische Vergleiche behauptet und die Musikpresse an die kurze Leine genommen. Die Aufnahme von Tour-Perkussionist Manuel Chittka ins feste Bandgefüge hat ihrem Sound noch mehr Farbe verliehen. In der Kantine am Berghain werden sie das unter Beweis stellen: Messer werden brandneues Material erstmals live vor Publikum präsentieren.

Website / Facebook / YouTube

Foto: Albert Manau

MOURN / 23.20 – 00.00
Deutschlandpremiere

Catalonia in da house! Von der idyllischen Küstenprovinz El Meresme hat es die Musikerinnen Jazz Rodríguez Bueno und Carla Pérez Vas nach Barcelona verschlagen, um gemeinsam mit Antonio Postius und Leia Rodríguez ordentlich Großstadtlärm zu veranstalten. Diese U20-Auswahl ist eine DIY-Vier-Personen-La Masia, die flugs vom Top-US-Label Captured Tracks verpflichtet wurde. Es ist tatsächlich wie im Fußball: Bueno, Tochter des durchaus geschätzten, aber nur mäßig bekannten Musikers Ramón alias New Rameon, scheint das mitgegebene Talent und ihre künstlerische Erziehung in eine internationale Schrammelkarriere ummünzen zu können. Das Debütalbum hört auf den gleichen Namen wie seine Urheberinnen. Die Songs sind kurz, klug und gut. Pickelige Möchtegernmachos bekommen ihr Fett weg, Hirn schmeckt plötzlich süß wie Zuckerwatte und es werden bislang ungehörte Fragen gestellt: »What should I go live in, if I can’t go swimming?« Die Möglichkeit zur Antwortfindung bietet sich erstmals live in Deutschland bei uns.

Facebook / Twitter / Instagram

Girl Band / 22.20 – 23.00
Deutschlandpremiere

Girl Band​ / 22.20 – 23.00
Deutschlandpremiere
Dara Kiely, Alan Duggan, Daniel Fox und Adam Faulkner sind Etikettenschwindler vor dem Herrn. Der Bandname? Eine Farce. »The Early Years«? Keine Restropektive/B-Seiten-Sammlung, sondern der Titel einer der ersten EPs. Die vier Iren brechen wie eine rasierklingengespickte Windhose auf uns herein, covern als Rockband den harten Dub-Techno eines Blawan und trumpfen überhaupt so unbekümmert auf, als hätten sie die schwere Gitarrenmusik erfunden. Fast schon unnötig zu erwähnen, dass wir uns auf ihr Debütalbum freuen, welches Girl Band bei »Pop-Kultur« erstmals live in Deutschland vorstellen.

Website / Facebook / Twitter / Instagram / SoundCloud


SCHNIPO SCHRANKE (DE) / MARY OCHER + YOUR GOVERNMENT (US/RU/IL)

Foto: Robin Hinsch

Schnipo Schranke / 19.40 – 20.20
Uraufführung

Daniela Reis und Fritzi Ernst lernten sich an einer Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, probierten sich zunächst als Komikerinnen-Duo und ließen im letzten Jahr so ziemlich jeden Popvernarrten zwischen Oder und Ems von Genitalgeschmacksrichtigungen singen. Mit »Pisse«, einem Song so deftig wie das Gericht, welches ihrer Band den Namen gab, landeten die beiden einen Überraschungshit. Bestenlisten lügen nicht! Zu ansteckend schlichten Schunkel-Chanson-Beats betreiben Schnipo Schranke eine Nabel- und Narbenschau formvollendeter Tragikomik, die kein Auge trocken lässt. Von Rocko Schamoni gefördert und von Buback aus der Park Avenue des deutschen Indie-Betriebs mittlerweile unter Vertrag genommen, werden sie bei »Pop-Kultur« erstmals live die Lieder ihres Debütalbums »satt« (sic) darbieten.

Facebook

Foto: Ulrika Walmart

Mary Ocher + Your Government / 18.40 – 19.20

Diese Stimme, dieser Gesang … Sollten Sie an irgendwelchen Krankheiten der Abstumpfung, der Verkalkung oder sonstigen Erlahmung, ja, der Versämigung Ihres Lebens an sich leiden: Sie wären schön blöd, würden Sie dieses Konzert verpassen! Mary Ocher ist in ihrem kurzen Leben schon einmal durch die halbe Welt gezogen und schließlich in Deutschland gelandet. Hier lässt sie seitdem die Luft und Herzen erzittern. Für arte zog sie mit Sasha Grey »Durch die Nacht…«, für Sibylle Berg erweckte sie die sensible Hauptfigur aus »Vielen Dank für das Leben« zu eben solchem. Ihre Alben sind fragile Kunstwerke einer ätherischen, selbstbewussten Schönheit, ihre Shows fast DIY-opernhafte Aufführungen, bei denen sie mit der Backingband Your Government von nicht weniger als zwei Schlagzeugern begleitet wird.

Website / Facebook / Twitter / Bandcamp


DANIEL MILLER, OWEN PALLETT, STEPHEN MORRIS, GILLIAN GILBERT

Photo: Peter Juhl

Daniel Miller ist der Gründer und Betreiber des legendären Labels Mute Records, auf dem u. a. Depeche Mode, Nick Cave & The Bad Seeds und Fat Gadget veröffentlicht haben. Owen Pallett ist ein international gefeierter Musiker und Komponist, der bereits für die Pet Shop Boys oder Taylor Swift tätig wurde, zum erweiterten Kreis von Arcade Fire gehört und zuletzt der Welt das Rezept hinter den Pop-Hits von Beyoncé oder Ariana Grande entschlüsselte. Unter seinem eigenen Namen und dem früheren Alias Final Fantasy hat Pallett zudem bislang vier Alben voll von ergreifender Schönheit hervorgebracht. Das Musikerehepaar Gillian Gilbert und Stephen Morris komplettiert die Gesprächsrunde. Morris war bzw. ist Schlagzeuger der Stilp rägenden Bands Joy Division und New Order. Letztere hat sich seit 2011 ein drittes Mal formiert. Wieder mit dabei: Gründungsmitglied und Keyboarderin Gillian Gilbert. Gemeinsam mit ihrem Mann veröffentlichte sie auch unter dem Namen The Other Two Musik.

Daniel Miller: Mute

Owen Pallett: Website

Gillian Gilbert & Stephen Morris: New Order


@NEINQUARTERLY, MICHAELA MEISE

Philosophie muss nicht immer langatmig sein. Sie funktioniert auch in bis zu 140 Zeichen sehr gut. Zumindest, wenn der US-Amerikaner Eric Jarosinski am Smartphone sitzt und als @NeinQuarterly twittert. Über 100.000 Follower verfolgen dort die öffentliche innere Dialektik des Professors für Neue Deutsche Literatur, Kultur und Kritische Theorie. Über das große Vorbild seines Accounts sagte er einmal: »Adorno hätte Twitter wahrscheinlich gehasst,aber Facebook hätte er noch viel mehr gehasst. Facebook hätte er verachtet.« Mittlerweile ist der Germanophile Kolumnist bei DER ZEIT und dem niederländischen NRC Handelsblad und tourt mit einem negierenden Live-Programm als #FailedIntellectual durch die Welt. Für seinen Auftritt bei »Pop-Kultur« lässt er sich von traurigen Akkordeon-Weisen begleiten, die Künstlerin Michaela Meise performt. Meise hat neben diversen Ausstellungen ihrer Arbeiten u. a. bereits für ihr Album »Preis dem Todesüberwinder« Kirchenlieder des 17., 18. und 19. Jahrhunderts neu aufgenommen, mit Tocotronic gearbeitet und gemeinsam mit Sonja Cvitkovic und Birgit Megerle Lyrik der antiken Dichterin Sappho vertont.

@NeinQuarterly: Website / Twitter

Michaela Meise: Website


NENEH CHERRY WITH ROCKETNUMBERNINE (SE/UK) / HERBERT (UK)

Neneh Cherry with RocketNumberNine / 20.40 – 22.00

Vorbild. Ein schlimmes Wort. Wer will das schon sein? Neneh Cherry wahrscheinlich auch nicht, sie taugt aber als solches allemal. Die Schwedin zeigt uns allen, wie man über Jahrzehnte hinweg allürenfrei relevant bleibt. Mit 14 tauchte die Tochter einer überaus musikalischen Familie (Don Cherry, Titiyo, Eagle-Eye Cherry gehören zur Verwandtschaft.) in die Londoner Punk-Szene ein, sang u. a. bei The Slits und den New Age Steppers. 1989 erschien ihr Debütalbum »Raw Like Sushi« mit einem unglaublichen Stilhybriden und internationalen Hits wie »Buffalo Stance« oder »Manchild«. Cherry war mittlerweile nach Bristol gezogen. Massive Attacks »Blue Lines« entstand so zu Teilen in ihrem Haus. Kollaborationen scheinen ihr ohnehin im Blut zu liegen: Nachdem sie etwa für Pulp und die Gorillaz gesungen hatte, der Band CirKus vorstand und mit der Jazz-Gruppe The Thing ein Album voller Coverversionen aufnahm, legte sie im letzten Jahr ihre vierte Solo-LP, »Blank Project«, vor – produziert von Four Tet, eingespielt mit dem wunderbaren Duo RocketNumberNine, welches Cherry auch live begleitet, wenn diese dieses unglaublich dichte und persönliche Werk mit der ihr ganz eigenen Energie auf die Bühne bringt.

Neneh Cherry: Website / Facebook / Twitter / Instagram

RocketNumberNine: Website / Facebook

Herbert / 19.20 – 20.20
Deutschlandpremiere

Call him HERBERT again! Nach neun Jahren gibt es mal wieder ein »klassisches« Dance-Album von Matthew Herbert. Zwischendurch hat er ungefähr so viele Projekte durchgearbeitet, wie sein dichter Bart Haare hat – am bekanntesten ist wohl die »One«-Trilogie, für die er jeweils Musik aus einem Tag, einem Schweineleben und einem Club-Abend heraus komponiert hat. Nun lockt er uns mit »The Shakes« zurück auf die Tanzfläche, ohne dabei den großen Überbau zu vergessen. Der Sound-Professor glänzt im Zwischenspiel von leichtfüßiger Verführung und politischer Aufrüttelung. Unterstützt wird er dabei von einer furios aufspielenden Band, die ein reichhaltiges Instrumentarium bedient – von der Gitarre über die Orgeln bis hin zu Bläsern: alles dabei! Der Getriebene wird außerdem während des Festivals auflegen, einen Workshop geben und an einem Talk teilnehmen. »Pop-Kultur« bietet also einmalig die 360°-Matthew-Herbert-Erfahrung.

Website / Facebook / Twitter / YouTube


KIASMOS (IS) / THE JUAN MACLEAN (US) / ANIKA (UK) & T.RAUMSCHMIERE (DE) / EVVOL (AU/IE) / NAYTRONIX (US) / TEMPERS (US) / VOGUE DOTS (CA) / NORMAL ECHO (PL) / THE JUAN MACLEAN (US) (DJ-SET) / DANIEL MILLER (UK) (DJ-SET) / KANE WEST (UK)

Kiasmos (IS) / The Juan MacLean (US) / Anika & T.Raumschmiere (UK/DE) / Evvol (AU/IE) / Naytronix (US) / Tempers (US) / Vogue Dots (CA) / Normal Echo (PL) / Juan MacLean (US) (DJ-Set) / Daniel Miller (UK) (DJ-Set) / Kane West (UK)

Kiasmos / 23 – 00.00 / Berghain

Wie entspannt Ólafur Arnalds und Janus Rasmussen ihr gemeinsames Kind angehen, unterstreicht wohl nichts besser, als der Fakt, dass sie ganze fünf Jahre mit den Arbeiten an ihrem ersten Album gewartet haben, bevor dieses dann 2014 auf dem feinsinnigen Erased Tapes-Label erschien. Arnalds, mehrfach ausgezeichneter und international gefeierter »Erneuerer« der klassischen Musik, und Rasmussen, Kopf der Pop-Band Bloodgroup, haben im isländischen Reykjavík ihre Studios im gleichen Haus. Immer, wenn es die Zeit erlaubte, probierten sich die beiden Freunde durch Arnalds stetig wachsenden Synthesizer-Park. Herausgekommen ist eine texturenreiche Techno-Erzählung, wie man sie selbst von zwei solchen Talenten nicht unbedingt erwartet hätte.

YouTube / Website / Facebook

The Juan MacLean / 22.00 – 22.40 / Berghain
Deutschlandpremiere

James Murphy mag sich zurückgezogen haben, DFA Records lebt weiter! Dank Leuten wie Juan MacLean. Murphy war in den 90ern einst Tontechniker von MacLean, als dieser noch nicht die Clubs mit seinem kühl-eleganten Disco-Sound ins Schwitzen brachte. Mittlerweile sind zahlreiche Singles, Remixe und drei ganze TJM-Alben erschienen, die der Welt das Tanzen lehren. Seit einiger Zeit unterstützt zudem mit Nancy Whang eine weitere namhafte DFA-Figur den wandlungsfreudigen MacLean im Studio und auf der Bühne.

YouTube / SoundCloud / Twitter / Facebook

Foto: Bob Flowers

Anika & T.Raumschmiere / 21.00 – 21.40 / Berghain
Uraufführung

 

Sie ist das schlaue Multitalent, das als Musikerin nicht nur ein N und den Nachnamen beiseite lässt, sondern auch jene Musik, die die Leute »Krautrock« nennen, zum Geistertanz mit dem Dub bittet, weshalb ihr nicht nur das Label Stones Throw und Geoff Barrows Invada Records zu Füßen liegen. Er ist als legendäre Electro-Punk-Frontfigur und Gründer von Shitkatapult einer der über die Jahre hinweg umtriebigsten Köpfe der Berliner Szene. Einander gemein haben Annika Henderson alias Anika und Marco Haas, besser bekannt als T.Raumschmiere, ihre Vorliebe für persönliche Offenbarungen und warme, hypnotische Beats, die einen alles vergessen lassen. Nachdem sie für Haas‘ neues Album erstmals zusammengearbeitet haben, finden die beiden bei »Pop-Kultur« nun in einer Weltpremiere auf der Bühne zusammen.

Tumblr / Twitter / Facebook

Evvol / 20.00 – 20.40 / Berghain

Liebe auf Umwegen: Hinter Evvol stecken die Irin Julie Chance und die Australierin Jon Dark. Kennengelernt hat man sich in Paris, seit einiger Zeit residiert man in Berlin. Bekannt geworden als Kool Thing, führt das Duo sein musikalisches Schattenspiel auch auf seinem zweiten Album »Eternalism« gekonnt fort. Es knistert vor Spannung in den minimalistischen Bauten, durch die der Hauch ihrer Stimmen weht und einen in die Nacht hinein lockt. Die internationale Musikpresse – vom Guardian, über Fader bis hin zu SPEX – hat längst angebissen.

YouTube / Instagram / Twitter / Facebook

Juan MacLean (DJ-Set) / 03.00 – 04.20 / Panorama Bar

Ganz ohne »The« legt Juan MacLean während des Festivals noch einmal solo und im Anschluss an den Berghain-Auftritt seiner Band auf. Der ehemalige Hardcore-Gitarrist ist ein brillanter House-DJ. Das hat er nicht nur mit seinem zeitlosen Mix für die renommierte »DJ-Kicks«-Reihe unter Beweis gestellt. La grande finale des zweiten »Pop-Kultur«-Tages.

Daniel Miller / 01.40 – 03.00 / Panorama Bar

Depeche Mode, Nick Cave & The Bad Seeds, Yazoo, Goldfrapp, Erasure, Moby, Fad Gadget, Richie Hawtin… Es ist eine schier endlose Liste an Namen mit denen Daniel Miller und sein Label Mute seit 1978 die Musikwelt bereichert und verändert haben. Aktuell finden sich Apparat, Arca und Zola Jesus im Mute-Register. Miller hat also viel zu erzählen und tut dies stets auf hochgradig unterhaltsame Weise. Seit er zudem vor fünf Jahren von Sandwell District wieder an das DJ-Pult gelockt wurde, bescherte er dem Berghain bereits das eine oder andere wuchtige Set. »Pop-Kultur« markiert wiederum sein gespannt zu erwartendes Panorama-Bar-Debüt.

Kane West / 00.20 – 01.40 / Panorama Bar

Nein, da haben wir kein Y vergessen. Kane West heißt tatsächlich Kane West. Damit hätten wir auch geklärt, wer den besten Künstlernamen im ganzen Programm, ach was, der ganzen Saison hat. Der Londoner Produzent und DJ ist Teil der PC Music-Clique, die derzeit die Pop-Welt mit digitalen Niedlichkeiten und rauschhaft überdrehten Plastik-Hyper-Trance-Beats überschüttet. Sie merken schon: Es ist alles schwer in Worte zu fassen. Auf Kane Wests aktuellem Album, »Western Beats«, sorgen allerdings noch Einschübe von House, Electro und UK Funky für etwas Bodenhaftung für den Ohrenschmalz. Sagen wir: Das Ergebnis ist das Audioäquivalent zu einem Regenbogenstroboskop.

Naytronix / 23.40 – 00.20
Deutschlandpremiere

Was soll man von einem erwarten, der Merrill Garbus in ihrem wahnwitzigen Projekt Tune-Yards mit Bass und Tat zur Seite steht? Einer, der in der nicht gerade Gottes gesegneten Sonderlingsstadt Oakland lebt? Alles andere als Kaffeehausmusik jedenfalls! Nate Brenner geht solo als Naytronix steil – und bald mit neuem Material auf große Reise. Bis dahin gilt getreu des trocken-psychedelischen Schwinger-Funks von »What Have You Done For Me Lately«: Frag Dich nicht, was Naytronix für Dich tun kann! Frag Dich, was Du für Naytronix tun kannst!

Tempers / 22.40 – 23.20
Deutschlandpremiere

»Killing For Company«, sangen die mächtigen Swans einst. Jasmine Golestaneh und Eddie Copper haben sich gesucht und gefunden. Unter dem Namen Tempers covern die beiden New Yorker nicht nur eingangs zitiertes Liedgut, sondern legen besten Traditionen folgend ein Darkwave-Kleinod nach dem anderen vor. Die Nummer der »Hell Hotline« sollte man sich jedenfalls schnell im Telefonbuch abspeichern. 2015 wagen Tempers mit einem neuen Album auf aufnahme + wiedergabe die nächsten Schritte und frönen erstmalig dem Berliner Sommer.

Vogue Dots / 21.40 – 22.20
Deutschlandpremiere

»Get down with yr sad self« (sic) – manchmal sagen Facebook-Bios schon alles. Die Atlantik-Küsten-Winter im kanadischen Halifax sind rau und kalt, sehr kalt. Vielleicht ist so diese süße Melancholie zu erklären, die alle Lieder von Tynan Dunfield und Babette Hayward durchzieht. Und wohl auch, warum man sich erst einmal über Monate hinweg nur via E-Mail austauschte, bevor man die so entstandenen Demos auch gemeinsam aufnahm. Die Musik der Vogue Dots legt sich wie ein flauschiger Mantel um zitternde Schultern, nur das kratzende Synthetik-Etikett erinnert einen daran, sich nicht allzu sehr in Sicherheit zu wiegen, wenn Vogue Dots während »Pop-Kultur« erstmals live in Deutschland auftreten. Der nächste kanadische Exportschlager!

Normal Echo / 20.40 – 21.20
Uraufführung

Normal Echo? Normal minimalism! Dawid Szczesny hat sein neues Album, »Accidental Forver«, nahezu ausschließlich auf einem Korg M1, einem instrumentgewordenen Fundament des 80er-Jahre-Synthie-Pops, eingespielt. Der vor nunmehr fünf Jahren in Berlin gestrandete polnische Experimental-Elektroniker schickt damit den zwei Alben seiner ehemaligen Coldwave-Band Niwea bereits sein zweites Soloalbum hinterher. »Accidental Forver« zieht eine dicke Sonnenuntergangs-Patina über die Welt und erscheint im Sommer auf dem neuen Berliner Auskenner-Label Mansions and Millions. Die Live-Premiere des Albums findet wiederum bei »Pop-Kultur« statt.