BERNARD SUMNER (UK) / DAVE HASLAM (UK)

Bernard Sumner / 18.30 – 19.30

»I should have called it ›Private Parts‹.« Was kannst du von deinem Leben noch erzählen, wenn gleich zwei große Kinofilme (»24 Hour Party People« und »Closer«) es bereits Tausenden von Menschen vor die Augen gehalten haben? Wenn du Bernard Sumner aus dem britischen Salford bist: eine ganze Menge. Das Gründungsmitglied von Joy Division und New Order sowie Oberhaupt von Bad Lieutenant hat nach einigen Welthits nun auch noch ein Buch geschrieben. »Chapter and Verse« heißt Sumners Autobiografie. Sie beginnt bei seiner von Schicksalschlägen durchsiebten Kindheit und lässt weder das einschneidende Erlebnis des ersten Sex-Pistols-Konzerts in Manchester noch die zahlreichen Kämpfe innerhalb und außerhalb von Joy Division aus. Ein Transkript einer Hypnoses-Session, die Sumner mit Sänger Ian Curtis durchführte, findet sich ebenso darin, wie die Geschichte der ursprünglichen, aus Versehen gelöschten Version von »Blue Monday«. All das erzählt er stets mit einem feinen Humor und ohne Selbstversessenheit. Für »Pop-Kultur« wird Bernard Sumner erstmals aus »Chapter and Verse« in Deutschland lesen.

»Chapter and Verse«

Dave Haslam / 17.30 – 18.20

Dave Haslam weiß, welche Bedeutung ein einziger Club für eine gesamte Großstadt entwickeln kann. Als DJ im von Factory Records und New Order betriebenen Fac 51 The Haçienda war er nicht ganz unverantwortlich daran, dass aus einem alten Warehouse ein bis heute legendärer Salbungsort des Hedonismus und aus der grauen englischen Industriestadt Manchester plötzlich »Madchester« wurde. In seinem neuen und vierten Buch, »Life After Dark«, richtet der Autor und Journalist nun sogar den Blick auf ganz Britannien und erzählt amüsant wie leidenschaftlich die »History of British Nightclubs & Music Venues« seit den Zeiten des Jazz. Die besten Anekdoten aus dieser Anthologie wird er in der Garderobe des Berghain vortragen.

Website / Twitter / »Life After Dark«


DR. TOM FRITZ, NORBERT BISKY (DE) / BALBINA (DE)

Dr. Tom Fritz, Norbert Bisky / 17.30 – 18.20

Warum macht uns gerade die Erzeugung von Musik so euphorisch? Wie formt sie das menschliche Gehirn? Und wie kann man sie zur motorischen Rehabilitation oder gar einer möglichen Therapie von Alzheimer einsetzen? Dr. Tom Fritz leitet die Forschungsgruppe „Musikevozierte Hirnplastizität“ am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig und beschäftigt sich mit genau solchen Fragen. Bei ihm gehört das Komponieren von Musik zum Therapieansatz. Die tiefgehende Wirkung von Musik auf das eigene Schaffen kann wiederum der Maler Norbert Bisky bestätigen. Die Werke des Baselitz-Schülers wurden schon auf fünf Kontinenten ausgestellt, sind u. a. in der Sammlung des New Yorker MoMa zu sehen. Entstanden sind sie alle zu einem stets auf die Arbeit abgestimmten Soundtrack. Für das Berghain ist er ein alter Bekannter: Dem Ballett »Masse« in der Halle am Berghain gestaltete Bisky ein spektakuläres Bühnenbild, für das er tief in die DJ- und Clubkultur eintauchte. Im letzten Jahr war seine gemeinsame Raum-Klang-Installation mit dem Produzenten Henrik Schwarz, »Zentrifuge«, in der Rostocker Kunsthalle zu sehen.

Dr. Tom Fritz: Website
Norbert Bisky: Website

Foto: Nico Woehrle

Balbina (DE) / 18.30 – 19.30
Uraufführung

Nicht weniger als »das deutsche Pop-Album des Jahres« hat Balbina da im April mit »Über das Grübeln« vorgelegt, so befand es zumindest SPIEGEL ONLINE. Die Berlinerin ließ aufhorchen mit einer ganz eigentümlichen Gesangs- und Textrhythmik sowie einem Herz für die weichen Dinge im Leben: Langeweile, Seife, Goldfische. Ihre Zeilen falten Oberflächen so gekonnt übereinander, dass sich plötzlich die ganz tiefen, schmerzhaften Wahrheiten aus ihnen heraus stülpen. Die Zeit wird angehalten und zugleich ein neuer Aufbruch an den Horizont gezogen. Balbina schwebt wohlig zaudernd durch die Möglichkeitsräume. Selbst die Musik wirkt so ergriffen, dass sie sich die meiste Zeit eh im Hintergrund aufhält. Bei »Pop-Kultur« wird die Lyrikerin und Sängerin mit den markanten, geometrischen und starren Outfits nun erstmals teils unveröffentlichte Gedichte vortragen. Diese suchen in den kleinen Alltäglichkeiten nach Antworten auf die großen Fragen des Lebens.

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MATTHEW HERBERT (UK), ANDRÉ DE RIDDER (DE) / VIV ALBERTINE (UK)

Matthew Herbert, André de Ridder / 18.30 – 19.30

Zusammen haben sie bereits den Minimal-Music-Meilenstein schlechthin, Terry Rileys »In C« aufgeführt, nun treffen Matthew Herbert und André de Ridder bei »Pop-Kultur« erneut aufeinander. Der Brite Herbert ist eine der kontroversesten Erscheinungen der Gegenwartskultur. Ob Augenoperation, Schweineleben oder schweißtropfender Club: Der Produzent, Labelbetreiber und Musiker sucht und findet stets ungewöhnliche Soundquellen. Zuletzt produziert er eine Woche lang ebenfalls in Berlin unter reger Einbeziehung der Öffentlichkeit. Der deutsche Dirigent de Ridder ist als Teil des Musikerkollektivs Stargaze nicht weniger umtriebig und auf der ganzen Welt beschäftigt. Neben Herbert hat er u. a. mit Chen Shi-zheng und Damon Albarn, mit Julia Holter, Grant Hart, Lee Ranaldo, These New Puritans und 1000 Robota zusammengearbeitet. Wer noch immer behauptet, dass Pop-Musik und Klassik nicht zueinander gehören, wird von seinen Kollaborationen schnell eines Besseren belehrt.

Der Talk findet in englischer Sprache statt.

Matthew Herbert: Website

André de Ridder: Website / Twitter

Photo: Chris Powers

Viv Albertine / 17.30 – 18.20

»CLOTHES CLOTHES CLOTHES MUSIC MUSIC MUSIC BOYS BOYS BOYS« – worüber man mit Viv Albertine alles sprechen kann, hat sie selbst im Titel ihres ersten Buches vorgegeben. Die ehemalige Modestudentin gehörte zum engsten Kreis der Londoner Punk-Bewegung. Mit Sid Vicious spielte sie bei The Flowers of Romance. Als Gitarristin von The Slits war sie Teil der vielleicht besten Band dieser Zeit: Die ungestüme Energie des Quartetts ließ selbst damals viele Kollegen blass aussehen. Später begann Albertine Filme zu drehen, nahm ein Solo-Album auf und ist heute zudem bildende Künstlerin und Buchautorin.

Die moderierte Lesung findet in englischer Sprache statt.

Moderation: Anne Waak

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